Lautsprecheraufstellung - Tipps vom Profi

Du hast sattes Geld für eine feine HiFi-Anlage ausgegeben, aber sie will daheim nicht so richtig satt oder fein tönen? Der Grund könnten nicht optimal gestellte Lautsprecher sein. Dann kannst Du möglicherweise für gar kein oder wenig Geld zu besserem Sound kommen.

Mehr als alles Zubehör entscheidet die richtige Lautsprecheraufstellung über den guten Klang einer HiFi-Anlage zu Hause.

Wenn Du nicht gerade ein Musikfan bist, der ausschließlich mobil und mit Kopfhörern seine Lieblingstitel genießt, hast Du als Konsument fast immer ein Problem. Genauer gesagt zwei: die beiden Lautsprecher für Dein heimisches Wohn- oder Musikzimmer, die Dir Deine kostbaren Mußestunden mit angenehmen Stereoklängen versüßen sollen. Heftiger wird es noch bei Surround-Sound mit fünf und mehr Lautsprechern, aber wir lassen es in dieser Ratgeber-Folge mal bei zweien. Doch selbst die richtig zu stellen, kann manchmal schwierig werden.

Bevor ich Dich jetzt aber mit langen Abhandlungen zum hochkomplizierten Thema Raumakustik – ein schwerer Brocken, den ich aber sicher später in dieser Reihe einmal leicht verdaulich servieren will – langweile, Dich mit völlig unrealistischen Vorschlägen nerve oder Dir gar irrwitzig teures Zubehör andrehen will, gilt es, ein paar Grundsätze zu berücksichtigen. Diese kosten in der Umsetzung nichts oder wenig und können unter Umständen schon helfen, wesentlich mehr aus Deiner HiFi-Anlage herauszuholen. Meine Tipps gehen alle in Richtung sauberere, „trockener“, weniger aufgequollene Bässe, ausgewogenere Darstellung der Brillanzen, besser ortbare Instrumente und Stimmen.

Sicher stehen

Ich will mich erst einmal auf sogenannte dynamische Lautsprecher beschränken, die mehr als 90 Prozent des Marktes ausmachen. Das sind die Boxen, wie Du sie kennst: Die Schallwand ist bestückt mit einem oder mehreren trichterförmigen Chassis – sie heißen je nach Aufgabe Tieftöner, Tiefmitteltöner oder Mitteltöner – und meist einer kleinen nach vorne gewölbten Halbkugel, der sogenannten Hochtonkalotte. Diese Schallwandler arbeiten nach dem elektrodynamischen Prinzip und heißen deswegen dynamisch (nicht, weil sie besonders dynamisch tönen, was sie natürlich können). Zwergenhafte Bluetooth-Lautsprecher oder winzige Computerlautsprecher sparen wir hier aus und beschränken uns auf HiFi-Lautsprecher.

Davon gibt es grundsätzlich zwei Arten: Standlautsprecher und Kompakt- oder Regallautsprecher, auf gut Neudeutsch: Floorstand und Bookshelf. Sie unterscheiden sich – klar – in der Größe. Das Problem der meisten Kompaktlautsprecher: Sie sind gar nicht (mehr) zur eingepferchten Positionierung im Regal gedacht, sondern klingen frei aufgestellt meist besser. Das bedeutet aber auch die Anschaffung eines Paars geeigneter Ständer – das solltest Du als ernsthafter HiFi-Interessent bedenken, bevor Du Deine Entscheidung triffst.

Doch egal ob auf eigenen Füßen oder Ständern: Die Boxen sollten sicher, also wackelfrei stehen. Neuen Fabrikaten sind meist schraubbare Gummi- oder Kunststofffüße oder spitze Spikes aus Metall beigepackt. Mach Dir die kleine Mühe und tariere Deine Boxen sauber in der Waagerechten aus. Eine Wasserwaage hilft. Spikes empfehlen sich normalerweise bei Teppichen und Teppichböden, Gummi- oder Kunststofffüße bei Stein, Laminat oder Parkett. Solltest Du schon ältere Modelle haben und die Helferlein sind verschwunden, bietet der Zubehörhandel reichlich Unterstellfüße, die für's Erste nicht mehr als zehn Euro kosten sollten.

Wer diese Investition meiden will, kann sich bei glatten Böden mit klebbaren Fensterdichtungsstreifen behelfen – schon erstaunlich, was die Dinger bewirken können.

Frei stehen

Ob Regalbox oder Standbox: Die meisten Lautsprecher sind heute so konzipiert, dass sie nicht direkt an der Wand oder gar in der Ecke stehen sollten, sondern eher zu den Begrenzungsflächen einen gewissen Abstand halten sollten. Erst recht gilt das für sogenannte Bassreflexboxen mit einer Art Loch an der Rückwand. Sie sollten mindestens 30, eher 60 Zentimeter Abstand zur Rückwand haben. Frei stehen heißt natürlich nicht, dass Du Deine Stube mit zwei mitten im Raum stehenden Ungetümen verschandeln sollst. Probier es mit Abstandsvergrößerungen in Fünf-Zentimeter-Schritten. Die Dame oder der lebensabschnittbegleitende Herr im Hause sollte, so er das Zimmer mitbenutzt, natürlich vorab konsultiert werden. Beide Lautsprecher sollten in jedem Fall den gleichen Abstand zur Rückwand haben. Wenn ursprünglich zum Dröhnen neigende Bässe unaufdringlicher, sauberer und konturierter klingen, hast Du in puncto Lautsprecheraufstellung schon viel gewonnen.

Zu den Seitenwänden dürfen oder sollen die Abstände nicht die gleichen sein. Eine unsymmetrische Platzierung kann oft den durch den Rückwandabstand erzielten Klanggewinn weiter optimieren. Achte aber darauf, dass die Unterschiede nicht zu groß werden. Und „krumme“ Zahlenverhältnisse sind hier oft die richtigen. Nehmen wir an, Du hast die Boxen 60 Zentimeter von der Rückwand abgerückt. Probier mal die linke Box 87 Zentimeter, die rechte 137 Zentimeter von der Seitenwand zu stellen. Wenn es etwas bringt: Das hat mit der Aufschaukelung bestimmter Frequenzen (Tonhöhen) im Raum zu tun. Die fällt umso geringer aus, je weniger die Dimensionen in geradzahligen Verhältnissen zueinander stehen. Klingt kompliziert, aber nur in der dazugehörigen Theorie. In der Praxis ist nur ein wenig Schieben, Rücken und Messen gefragt. Das gilt auch für den Raum selbst, doch dazu in einer anderen Folge. Zur eben geforderten Wasserwaage kommt hier noch als nötiges Hilfsmittel das Metermaß dazu. Wer es ein wenig weiter treiben will: Es gibt zur Kontrolle und Optimierung sogenannte Test-CDs mit gleitenden Sinustönen (Sweeps), die ungemein hilfreich sind und nicht mehr als 50 Euro kosten sollten. Wer sich das sparen will, kann mit basslastiger Musik (große Orgel, Techno, Hip-Hop) experimentieren.

  • „Die Position der Lautsprecher ist entscheidend: Schon kleine Anpassungen können den Unterschied zwischen mittelmäßigem und beeindruckendem Klang ausmachen.“

    Lothar Brandt | HiFi- und Musikautor
  • „Die Position der Lautsprecher ist entscheidend: Schon kleine Anpassungen können den Unterschied zwischen mittelmäßigem und beeindruckendem Klang ausmachen.“

    Lothar Brandt | HiFi- und Musikautor

Richtig stehen

Dein Gehör ist extrem sensibel, wenn es um minimale akustische Unterschiede geht, die durch den Raum und die Aufstellung der Lautsprecher verursacht werden können. Treffen zwei Schallereignisse etwa gleichzeitig bei Dir ein (wie beim Stereo-Hören üblich), kann schon eine Zeitdifferenz von 40 Mikrosekunden (oder 1/2500 Sekunde!) zwischen beiden zu einem anderen Ortungs- und Raumeindruck führen. Denn Dein Hörsinn versucht permanent, aus den unzähligen eintreffenden Schallwellen ein konsistentes Bild der Umgebung zu errechnen, sich eine Vorstellung von Raumgröße, Beschaffenheit der Umgebung und vor allem den Richtungen der eintreffenden Schallereignisse zu machen.

Bevor wir hier zu kompliziert werden, noch ein einfacher Tipp: Sorge nach Möglichkeit dafür, dass Dein bevorzugter Hörplatz und die Lautsprecher ein gleichschenkliges Dreieck bilden. Dein Hörplatz sollte sich möglichst präzise an der Spitze dieses Dreiecks befinden. Dann nimm Dir Deine Lieblings-CD, möglichst eine mit Gesang, und hör, wie gut dieser in der „Mitte“ zwischen den Lautsprechern abgebildet wird. Natürlich nur, wenn der Gesang auf die Stereomitte abgemischt wurde. Die Kopfhörer-Kontrolle zeigt das, wenn die Stimme mitten im Kopf zu singen scheint.

Jetzt winkelst Du beide Lautsprecher jeweils unterschiedlich stark ein. Fang an mit einer Aufstellung parallel zur Rückwand und dreh sie sukzessive so weit, bis die Hochtonkalotten direkt auf Deine Ohren „zielen“.

Falls Deine Lautsprecher abnehmbare Schutzgitter oder Ähnliches haben: Nimm diese ab, und strahle mit einer starken Taschenlampe genau in die Mitte zwischen die Boxen. Wenn das Licht von beiden Kalotten in gleicher Weise reflektiert wird, hast Du den „Genau auf Ohr“-Abstrahlwinkel. Merk Dir den Winkel, wo Dein Eindruck der Mittenabbildung am besten war und wo Dir die hohen Töne nicht zu schrill vorkamen. Das ist Dein neuer Hörplatz!

Stehen die Lautsprecher richtig, befriedigt der Klang aber noch immer nicht, bist Du mit Deinem Latein noch immer nicht am Ende. Es wird nur etwas aufwendiger. Dabei gilt generell: Große glatte und harte Flächen sind des Klanges Feind. Weiche, durchbrochene Oberflächen dagegen, die Schallwellen nur wenig reflektieren und in alle Richtungen zerstreuen, fördern die Klangneutralität. Fenster oder Balkontüren lassen sich mit dicken Vorhängen entschärfen. Ein nicht zu dünner Teppich beruhigt den Steinboden. Mit Büchern gefüllte Regale und Polstermöbel helfen. Sogar große Pflanzen an den richtigen Stellen wirken positiv.

Aber bevor Du Dein komplettes Wohnzimmer umbauen willst, versuch erst einmal die einfachen Tricks zur Lautsprecheraufstellung. Ich bin sicher, Du hast auch dann schon mehr Freude an Deinen Lautsprechern, damit an Deiner Anlage und damit an Deiner Musik.

Fazit

Die richtige Lautsprecheraufstellung ist entscheidend für den optimalen Klang Deiner HiFi-Anlage. Schon kleine Anpassungen, wie Abstände zu Wänden, ein sicherer Stand oder der richtige Winkel, können den Klang erheblich verbessern – ganz ohne teures Zubehör. Zusätzlich lassen sich störende Reflexionen mit Vorhängen, Teppichen oder Möbeln dämpfen. Bevor Du große Änderungen planst, probiere diese einfachen, effektiven Tricks aus und genieße Deine Musik in neuer Qualität.

Lautsprecheraufstellung - Tipps vom Profi

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Optimiere den Klang Deiner HiFi-Anlage mit den richtigen Lautsprechertricks: bessere Bässe, klare Mitten und präzise Höhen – ganz ohne teures Zubehör oder großen Aufwand!

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