Raumakustik mit Bordmitteln verbessern
Dein Musikzimmer klingt zu hell oder zu dumpf? Dann verbessere deine Raumakustik in nur wenigen Schritten. Die folgenden Tipps von Joachim Pfeiffer, dem Herausgeber des renommierten Fachmagazins HiFi Sound & Music (ehmals HiFi & Musik-Journal), helfen dir bei der Umsetzung.
Eine schlechte Raumakustik mindert nicht nur die Qualität der Musikwiedergabe, sondern schlicht die Lebens-Qualität.
Angesagte Architektur will in erster Linie den Augen gefallen. Schöne, lichtdurchflutete Räume mit steinharten
Böden aus Stein, Holz oder Keramik sind heute angesagt. Teppichböden, klassische Polster-Garnituren,
schwere Vorhänge und Co. waren gestern. Ein Fest für die Sinne? Ja, aber nicht für alle. Denn unseren Ohren
gefällt mitunter nicht, was den Augen schmeichelt. So „hell“ die Räume auch ausschauen, so hell und grell
tönen sie auch. Sprich: In vielen Haushalten mindert eine ungünstige Raumakustik schlicht die Lebens-Qualität.
Damit kann man doch prima leben, meinen viele. Aber das täuscht.
Denn unsere Ohren sind immer voll auf Empfang und müssen komplexeste akustische Geschehen ohne Filter verarbeiten. Wenn in optisch wie akustisch allzu hellen Räumen der Schall aufgrund der vielen Reflexionen von überall herzukommen scheint, wird es beispielsweise schwerer, den Gesprächspartner zu verstehen oder im TV einem spannenden Dialog zu folgen. Und ganz nebenbei: Selbst eine hochwertige HiFi-Anlage mit großartigen Lautsprechern spielt unter schlechten Raumbedingungen weit unter ihrem Niveau. Aber dagegen kann man natürlich etwas tun.
Den Raum analysieren
Dazu benötigst du keine Messinstrumente oder besser gesagt: Die erforderlichen hast du stets dabei, von Geburt an. Denn wie ein Raum akustisch beschaffen ist, kannst du leicht mit deiner eigenen Stimme "erhören" und entsprechend einordnen. Ist dein Raum also zu "hell", akustisch eher zu "dunkel" oder gerade richtig? Mit einem einfachen Experiment kommst du schnell zu einem eindeutigen Ergebnis. Greif zum Telefon und rufe einen guten Freund an. Sprich möglichst mit gleicher Lautstärke. Geh zunächst in einen Raum mit stärkeren Reflexionen, das kann das Badezimmer sein, in Mehrfamilienhäusern ist es in der Regel das Treppenhaus. Merkst du und dein Telefon-Partner was? Klar, du sprichst deutlich leiser mit ihm, da du die Reflexionen, die deine eigene Stimme verursacht, gewaltig stören. Nun wechsle ins andere Extrem, den über-bedämpften Raum. Den findest du auch ind einen vier Wänden: Öffne einfach mal deinen Kleider- oder Wäscheschrank und halte den Kopf während des Telefonats zwischen Hemden, Pullover und Hosen:
Du sprichst nun deutlich lauter mit deinem Freund. Unangenehm ist auch das. Jetzt begebe dich in den Raum, in dem du auch gerne Musik hörst. Natürlich klingt der nun anders als die reflexionsarme Wäschekammer oder das hallige Treppenhaus, aber ist der Sound wirklich schon ideal? Wenn du aus besagtem Raum ins Freie gehen kannst, beispielsweise in deinen Garten, merkst du es sofort. Merkt dein Telefon-Gegenüber nämlich nicht, ob du in "Mutter Natur" oder am Wohnzimmer-Tisch mit ihm plauderst, hast du das akustische Ziel erreicht. Und wenn nicht, kannst du mit wenigen Schritten korrigierend einwirken, ohne dass die Optik des Raumes leiden muss. Ist der Raum zu "hell", stell einfach ein paar schöne Pflanzen in denselben, verschönere mit schicken Stoffen Flächen aus Glas, ob Fenster oder Tische, und möglichst hochflorige Teppiche garantieren auch akustische Behaglichkeit. Sollte der Raum indes zu "dunkel" sein, verweise das eine oder andere Accessoire des Raumes.
Lautsprecher richtig aufstellen
Dass du als Hörer mit den vor dir platzierten Boxen tunlichst ein imaginäres gleichschenkliges Dreieck bilden solltest, hast du bestimmt schon mal gehört. Heute verraten wir dir, wie du deine Lautsprecher in deinem Raum – unter Berücksichtigung dessen spezieller Akustik – optimal aufstellen kannst. Dazu benötigst du eine zweite Person, vielleicht den Freund, mit dem du soeben noch telefoniert hast. Bestimme zunächst die Stelle im Raum, wo du in der Regel sitzen möchtest, um entspannt der Musik zu lauschen. Setz dich genau dort hin. In eher länglichen Räumen ist es übrigens immer von Vorteil, die Lautsprecher vor der langen Wand aufzustellen und somit auf kurze Distanz zu hören. Nun kommt dein Freund ins Spiel. Er steht direkt, also mit Körperkontakt vor der Wand, vor dem später der linke Lautsprecher stehen soll und liest einen x-beliebigen Text mit normal lauter Stimme vor. Du hörst ihm zu. In ultra kleinen Schritten entfernt sich nun dein Freund, gleich laut vorlesend von der Wand und geht auf dich zu. Und plötzlich hörst du nur noch ihn und nicht mehr ebenso die reflektierende Wand hinter ihm. Diese Stelle markierst du mit einem Klebestreifen. Dein Freund kommt in wiederum sehr kleinen Schritten
weiter auf dich zu und – genau – auf einmal nimmst du auch eine Reflektion der Wand hinter dir wahr. Du markierst diesen Punkt mit einem weiteren Klebestreifen. Das Prozedere wiederholst du für den Standort der rechten Box und nicht nur von vorn nach hinten, sondern auch seitlich von links nach rechts und von recht nach links. Am Ende dieser Übung markieren jeweils vier Klebestreifen die so genannte „neutrale Zone“ für beide Lautsprecher. Darin platzierst du nun deine Boxen. Diese Aufstell-Variante überzeugt, da sie die individuellen Gegebenheiten des Raumes berücksichtigt. Wenn sich die neutralen Zonen links und rechts unterscheiden, habt ihr nichts falsch gemacht, da sich womöglich links eine gemauerte Wand und rechts eine große Glasfläche befindet. Musik hilft dir, deine Boxen optimal anzuwinkeln. Besonders zu empfehlen sind dabei Aufnahmen mit einem Solo-Instrument, hervorragend geeignet ist beispielsweise ein Spinett. Höre jede Box einzeln und verändere du oder besser gesagt, dein Freund nur minimal den Winkel. Es gibt einen Punkt, da hörst du die einzelnen Töne sehr präzise. Nach diesem Aufstellungs-Verfahren harmonieren Lautsprecher und der Raum, in dem sie spielen.
Interview zum Thema Raumakustik
Im Rahmen der in-akustik HiFi-Convention hatten wir die Gelegenheit Herrn Pfeiffer zum Thema "Raumakustik verbessern mit Bordmitteln" zu interviewen. Unter anderem wurden folgende Themen angesprochen:
- Raumakustik - wie wichtig sind Physikkenntnisse?
- Wie kann ich feststellen, ob ein Raum akustisch gut ist?
- Welche Rolle spielt die Raumgröße?
- Die Sitzposition
Einfluss der Raum- bzw. Wandbeschaffenheit
- Raummoden bekämpfen
- Beispiel: Betonwand rechts, Fensterfront links
- Beispiel: Glaswand hinter der Anlage oder Anlage unter einer Dachschräge
- Bass-Probleme - viel hilft viel.
- Raumakustik optimieren wenn Geld keine Rolle spielt
- Die Wahl des passenden Lautsprechers
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