Murmures / Rumeurs

Mystisch, introspektiv, spirituell und dann plötzlich wütend, exaltiert, ketzerisch. Die Musik von Tom Bourgeois hat etwas Feierliches und Heidnisches zugleich. Alles stellt sich in Frage in diesem faszinierenden Doppelalbum, das von einem einzigen Gedanken ablenkt. Alles ist Zartheit und Kontrast. Nichts ist je ganz schwarz, nie ganz weiß. Aber auch nichts ist nur grau. Tom Bourgeois spielt mit diesem fragilen Gleichgewicht. Dieses Doppelalbum ist wie ein Spiegel zu verstehen: zwei Besetzungen, zwei Scheiben, "Murmures" und sein (Fast-)Anagramm "Rumeurs", wobei jeder Titel auf sein Pendant auf der anderen Scheibe antwortet. Auf der ersten CD, "Murmures", begleiten vier Musiker den Saxophonisten: Lois Le Van (voc), Thibault Dille (acc), Florent Jeunieaux (l) und Veronika Harcsa (voc) als Gast, die einige Streifzüge macht, um uns auf "Rumeurs", die zweite CD, vorzubereiten. Auf dieser finden wir die gleichen Musiker wieder, zu denen noch Thomas Mayade (tp), Quinten De Craecker (tb), Ruben Verbruggen (as, bs), Esinam Dogbatse (fl , perc), Dorian Dumont (p), Victor Foulon (cb) und Jelle Van Giel (dm) hinzukommen. Hinter einigen Titeln erkennt man Ravel ("Sonatine II"), Einflüsse von Tom Yorke ("La tête dans la radio" und "La radio dans la tête"), John Dowland ("Tell Me, True Love" und "Love, Tell Me The Truth") und Anspielungen auf die Serie The Wire, die Sichtweisen zweier Liebender. Wir spazieren von der Renaissance und dem Barock bis zum Jazz, von der Improvisation bis zur Kammermusik, manchmal mit Anklängen an den Blues und den dislozierten Swing. Es könnte lustig sein, die Gemeinsamkeiten oder die Unterschiede zwischen den beiden Seiten dieser Doppelscheibe zu finden, aber besser ist es, sich vom Raunen - oder den Gerüchten - dieser rätselhaften musikalischen Geschichten mitreißen zu lassen.