Plattenreinigung
Der Schallplatten-Boom hält seit Jahren ungebrochen an, der Spaß an den schwarzen Scheiben findet immer mehr Anhänger, auch bei den jüngeren HiFi-Fans. Doch wenn es beim Abspielen der Platten knistert oder knackst, hat der high-fidele Spaß schnell ein Ende.
Perfekter Klang: Wie dieSchallplatten-Reinigung die Qualität deiner Musikwiedergabe beeinflusst
Frisch aus der Hülle bietet eine Platte ein sauberes Klangerlebnis. Doch mit der Zeit kommen Staub und andere Schmutzpartikel auf die Platte. Dann muss ein geeignetes Reinigungsgerät her. Doch was hilft am besten?
Um zu verstehen, warum schon kleinste Verunreinigungen zum großen Problem werden, müssten wir uns die Schallplatte genauer ansehen. Die Musikinformation liegt in 40 µm schmalen Rillen. Ein winziger, geschliffener Diamant tastet die Informationen ab und leitet die Schwingungen über den Nadelträger ins Innere des Tonabnehmersystems.
Bei dem weitverbreiteten Moving-Magnet-System sitzt am Ende des Nadelträgers ein ebenso winziger Magnet, der zwischen feinen Kupferdrahtspulen schwingt. So entstehen aus den Schwingungen elektrische Impulse. Allerdings sind diese Signale so schwach, dass sie erst über eine Phonovorstufe verstärkt werden müssen, bevor sie an den eigentlichen Verstärker weitergereicht werden. Aufgrund dieser doppelten Verstärkung erzeugen bereits feinste Partikel deutlich hörbare und teils sehr laute Störgeräusche.
Günstiger Einstieg
Die klassische Bürste ist die einfachste und günstigste Lösung, die Schallplatte von lästigem Staub zu befreien. Diese Bürsten gibt es in allen erdenklichen Bauformen und verschiedensten Borstenmaterialien. Am weitesten verbreitet sind Kohlefaserbürsten. Die gibt es ab 10 Euro aufwärts, oftmals auch im Set mit einem Nadelreiniger (ebenfalls sehr empfehlenswert). Die Carbon-Fasern sind sehr dünn und reichen damit tief in die Rille. Da die Fasern sehr biegsam sind, wird das Vinyl bei der Reinigung geschont. Wer es noch sanfter möchte, greift zu einer Bürste mit echtem Ziegenhaar, die es zum Beispiel von dem griechischen Zubehörspezialisten Simply Analog bereits für rund 20 Euro gibt. Ziegenhaare sind etwas dicker als Carbonfasern, aber reinigen noch schonender. Kleiner Tipp: Ziegenhaarbürsten eignen sich auch hervorragend, um das Rack und die HiFi-Komponenten schonend vom Staub zu befreien. Allerdings sollte man nicht dieselbe Bürste für die Vinylpflege und das Reinigen der Anlage verwenden. Bürsten aus Samt reinigen nochmals gründlicher und eignen sich sehr gut für eine Reinigung in zwei Schritten - erst Ziegenhaar oder Carbon-Faser, dann Samt.
Umständlich, aber gut
Deutlich gründlicher, aber ungleich aufwendiger ist die Reinigung mit Discofilm. Dieses Reinigungsmittel gibt es bereits seit Jahrzehnten in den markant schwarzen Flaschen. Die von der Konsistenz her an Honig erinnernde Flüssigkeit wird auf der Platte mit einem Schwamm dick, aber nicht zu dick aufgetragen. Die Kappe der Flasche dient dabei als Halter für die Schallplatte. Zum Schluss legt man noch ein Stück Klebestreifen über den Rand, damit eine Art Abziehlasche entsteht. Nun darf die Flüssigkeit 8 - 15 Stunden trocknen, bis ein fester Film entsteht. Dieser wird dann wie eine Folie von der Platte abgezogen, jeglicher Schmutz oder Staub wird so von der Platte entfernt. Es bedarf etwas an Übung, bis ein gleichmäßiger und ausreichend dicker Film entsteht, der beim Abziehen nicht reißt. Aber die Reinigung mit Discofilm ist tatsächlich eine der besten Methoden. Es gibt Profifotografen, die Discofilm zum Reinigen der empfindlichen Bildsensoren ihrer Kameras verwenden. Für ungeduldige Plattenhörer, die Ihre Flohmarktkäufe sofort reinigen und überprüfen wollen, ist das natürlich nichts.
Die beste Reinigung
Wer eine schnelle und gründliche Reinigung seiner schwarzen Scheiben bevorzugt, kommt an einer Plattenwaschmaschine nicht vorbei. Allerdings ist die Entscheidung nicht einfach, denn es gibt sie in allen Varianten und Preisklassen. Den Einstieg macht ein Klassiker: Die Disco-Antistat von Knosti gibt es schon für rund 60 Euro im Internethandel. Sie ist günstig und gut, aber nicht schnell und es ist viel Handarbeit gefragt. In ein Tauchbad mit Bürsteneinsätzen kommt die Reinigungsflüssigkeit. Die Platte wird in einen Halter gespannt und mit diesem auf das Tauchbad gesetzt. Dann wird die Platte per Hand gedreht und anschließend (erst gut abtropfen lassen) in einen Ständer zum Trocknen gestellt. Nach der Reinigung einer oder mehrerer Platten wird die Flüssigkeit mit Hilfe eines Trichters und einem Filtervlies zurück in die Flasche gekippt. Beim Reinigen sollte man aufpassen, dass das Papierlabel der Platte nicht nass wird. Das Ergebnis kann sich aber sehen und vor allem hören lassen. Schneller und besser sind Plattenwaschmaschinen mit Absaugung. Die Platte wird auf einen kleinen Drehteller gespannt.
Auf die sich drehende Platte wird nun etwas Reinigungsflüssigkeit aufgetragen, die meist aus destilliertem Wasser, Isopropanol und Tensiden besteht. Mit einer Bürste wird die Flüssigkeit verteilt und anschließend mit einem Saugarm abgesaugt. Dichtlippen aus Samt sorgen dafür, dass die Platte nicht beschädigt wird. Ein besonders audiophiler Vorgang ist das nicht, denn manche Modelle erreichen das Geräuschniveau eines startenden Düsenjets. Der Vorteil dieser Methode: Der Dreck wird mitsamt der Flüssigkeit abgesaugt und die Platte ist schneller trocken. Einfachere Modelle wie die VC-E von Pro-Ject starten bei 400 Euro, man kann aber auch 5.000 Euro für eine Clearaudio Double Matrix Professional Sonic ausgeben, die beide Seiten gleichzeitig reinigt. Ein paar Modelle reinigen die Platten mit Ultraschall. Bei diesen Modellen wird die Reinigungsflüssigkeit mit circa 40 kHz zum Schwingen gebracht. Dadurch lösen sich die Schmutzpartikel gänzlich ohne mechanische Einflüsse. In der Regel sind diese Ultraschallplattenreiniger etwas teurer und die Reinigung und Trocknung der Platten dauert länger, als bei den absaugenden Kollegen.
Mein Fazit
Wer viel Platten hört und auch gerne Flohmärkte auf der Suche nach dem schwarzen Gold durchstöbert, kommt um eine Plattenwaschmaschine kaum herum. Allerdings tut es für den Anfang auch ein preiswertes Modell, denn diese bieten bereits eine sehr gute Reinigungsleistung. Discofilm und die Knosti Disco-Antistat sind mehr für Gelegenheitshörer. Für die Reinigung zwischendurch tut es die gute, alte Plattenbürste. Übrigens: Jeder gute Plattenladen bietet einen professionellen Reinigungsservice für kleines Geld an.
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