Entre Cada Palabra

Von einer beglückenden Geradlinigkeit und Beschwingtheit ist die Stimme der Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin Marta Gómez, die in ihrer Heimat Kolumbien nicht nur als Musikerin, sondern auch als Gründerin der „Aqua Dulce“ Foundation, die sich um kolumbianische Straßenkinder kümmert, eine große Reputation besitzt. Sie über Lateinamerika hinaus bekannt zu machen, haben sich David und Norman Chesky zur Aufgabe gemacht, und sie zu einer Aufnahme-Session nach New York eingeladen. Begleitet von ihrer Band, zu der auch der Gitarrist und Arrangeur Julio Santillán gehört, der maßgeblich an der Produktion ihres Albums Entre Cada Palabra beteiligt war, stellte sich Marta Gómez in der Saint Peters Church in Chelsea ganz in den Dienst vielfältigster lateinamerikanischer Sounds und Rhythmen. Wer allerdings furiose Tänze, einen immerwährenden Karneval der Lebensfreude und Leichtigkeit erwartet, wird eher enttäuscht als auch eine auf politische Statements erpichte Hörerschaft. Marta Gómez ist eine Songpoetin, die Geschichten von Leben einfacher Menschen („Dona Luisa“, „Quien se acordará“) erzählt, von einem schwarzen Jungen berichtet, der sich wünscht weiß zu sein („Negrito“), und von den Vorzügen der Stille, die hinter jedem Wort, das wir sagen, steckt („Entre Cada Palabra“). Die Gelassenheit, die ihre Interpretationskunst ausstrahlt, wirkt wahrhaft Wunder. Wer sich unabgelenkt von störenden Geräuschen ganz ihren Liedern hingibt, erlebt Facetten gelebten Leben, das sich nicht hinter Plattitüden und Sensationen versteckt. Von der kolumbianischen Cumbia und Bambuco über Flamenco, Son bis zur Candombe aus Uruguay und der argentinischen Zamba, reicht das Spektrum der Rhythmen, die von Marta Gómez mit schlichter Brillanz aufgefächert werden. Man wird von ihrer Stimme umgarnt, von der Lockerheit der Band mitgerissen und wünscht sich, wie der kleine Fisch in „Pececito de agua“, seine Geheimnise einem großen Fluss anvertrauen zu können, der sie über alle räumliche Grenzen hinweg in die Welt trägt. Wer in all dem unerwarteten Liedgut dann dich noch eine altbekanntes Lied entdeckt, wie den mexikanischen Evergreen „Cielito Lindo“, wird beglückt feststellen, dass in der zarten, äußerst zerbrechlich wirkenden Version von Marta Gómez mehr Unbekümmertheit und Lebensfreude steckt, als in den meisten bisherigen Interpretationen.